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DDR-Grenze im August 1990: DDR-Grenze im August 1990 [1/1]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

August 1990
Bayern; Thüringen; Sachsen; Tschechoslowakei, heute Tschechische Republik
Länge: 31:05 min.
Urheber: Hans Dieter Kiemle

Lizenztyp: Creative Commons License

Film über die Grenze der DDR im August 1990. Der Filmemacher fuhr mit dem Auto und einer montierten Kamera die Grenze entlang.

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

Kapitel 1: Autofahrt an der bayerischen Grenze zur DDR

"Auf der Fahrt entlang der Grenze zwischen Thüringen und Bayern bei Lichtenhau/Tettau ist zum Teil der berüchtigte 'Spurenstreifen' zu sehen. Der Wanderweg 'Rennsteig' ist ganz neu asphaltiert, ich treffe auf einige Wanderer.

Auf der Brücke, die die Autobahn Berlin-München überquert, zeigt sich mir ein völlig verändertes Bild: Brausender, unaufhörlicher Verkehr in beiden Richtungen, die Kontroll- und Abfertigungsgebäude sind menschenleer und zum Abbruch bereit, schon immer ein Verkehrshindernis."


Kapitel 2: Autofahrt an der innerdeutschen Grenze

"Hirschberg, früher streng abgeschirmt und an der Saale mit einer Mauer versehen, wacht aus seinem Dornröschenschlaf auf. Die Mauer kann man stehen lassen, sie verhindert den Blick auf ein trostloses Fabrikgelände.

Das nahe Dorf Venzka macht einen desolaten Eindruck. Es gab einmal eine Straße, von der noch Asphaltinseln übrig sind. Aber das Lebensmittelgeschäft mit frischer Farbe ist ein Lichtblick im Grau der Häuser.

Kontrast im Wald: Eine leere Kaserne der Grenztruppen mit Übungsgeräten zum Fangen von Grenzverletzern. Ein gepflegtes Denkmal trägt die Inschrift 'Zum Gedenken an die ermordeten Grenzsoldaten', ohne Namensnennung.

Noch ein Stück Mauer, in Mödlareuth, dem einst geteilten Dorf – kleines Gegenstück zum großen Berlin. Was hier viel schlimmer war: Die dörfliche Stille ließ die Stimmen der Verwandten über die Mauer hinweg dringen, die die Sicht versperren sollte. 28 Jahre lang durfte man nicht miteinander reden, sich nicht besuchen. Nun ist es endlich ausgestanden. Einige Meter des Undings ließ man als Denkmal stehen. Das Unfassbare bleibt so für die Nachwelt greifbar.

An der Grenze bei Spechtsgrün: ein seismographischer Bohrtrupp der DDR, der nun endlich bisher nicht mögliche Messungen nachholen kann."


Kapitel 3: Am ehemaligen Dreiländereck in Regnitzlosau

"Mein eigentliches Ziel, das Dreiländereck, ist erreicht, früher ein neuralgischer Punkt für die DDR-Grenzsicherung, da hier schon seit langem der fränkische Wanderweg entlang der tschechischen Grenze verläuft, die ja nie das schlimme Gesicht und Gehabe der DDR-Grenze hatte. Hier musste man die Sicherung möglichst diskret handhaben. Geblieben ist davon nichts, außer einem alten Grenzstein, bei dem das eingemeißelte 'S' für Sachsen weiß übertüncht und mit schwarzer Farbe darüber 'DDR' geschrieben wurde – offenbar nicht für alle Zeit, auf das Einmeißeln hatte man verzichtet. Ein weiterer Stein daneben trägt die Aufschrift 'DB 1844'. Das bedeutet, dass diese Markierung vom Deutschen Bund (1815-1866) gesetzt wurde, als es noch die Königreiche Sachsen, Bayern und Böhmen gab. Nostalgie an einem geschichtsträchtigen Ort. Die vorjüngste Vergangenheit mahnt mit dem Grab eines unbekannten deutschen Soldaten 'gestorben Juli 1945'."


Kapitel 4: Autofahrt an der tschechischen Grenze

"Meine Reise ist noch nicht ganz zu Ende. Ich möchte wissen, wann die martialische Grenzsicherung endlich aufhört. Ich fahre auf dem Betonplattenweg einfach weiter, Kilometer um Kilometer. Längst ist rechts neben mir nur noch tschechisches Gebiet, die ehemalige 'brüderlich-sozialistische Friedensgrenze'. Schließlich der letzte Wachturm, der Panzergraben hört auf, nach einer Weile wird die Betonpiste zum Feldweg. Man sagt mir, früher hätten sich hier Flüchtende nach Überschreiten dieser offenen Grenze im Westen gewähnt, seien aber von der damaligen ČSSR an die DDR ausgeliefert worden.

Ich komme in Pabstleithen an einen geschlossenen Grenzübergang. Zwei tschechische Grenzer begrüßen mich freundlich, dürfen mich aber trotz Pass nicht einmal zu Fuß hinüber lassen. Ich zeige ihnen meinen Videofilm von der DDR-Grenze. Sie kommen aus dem Staunen nicht heraus, einmal wegen des Wunderapparats als solchem (mit der Möglichkeit, den soeben gedrehten Film sehen zu können), zum anderen, weil sie noch nie die innerdeutsche Grenze in ihren fatalen Einzelheiten gesehen haben."

Hans Dieter Kiemle