"Bei einem Besuch im Chemie-Industriegebiet Bitterfeld wollte ich mir selbst ein Bild von diesem Gebiet machen, welches aufgrund von starker Umweltbelastung einen so schlechten Ruf hatte.
Ein Arbeiter erzählte mir, dass ein paar Tage zuvor ein Reporter der Bildzeitung da gewesen sei. Der hatte ihm 200 DM angeboten, um drinnen filmen und fotografieren zu dürfen – 'da, wo es qualmt'. Die ganze Anlage war wirklich völlig marode.
Als ich Fotos von der Chemie AG machte, hielten die zwei Lokführer an, kletterten auf die Werksmauer, und wir unterhielten uns ein wenig. Tief beeindruckt hat mich das große Misstrauen und die starken Vorurteile gegenüber dem Westen, die von beiden zum Ausdruck kamen. Sie haben mich zum Beispiel gefragt, ob es stimmen würde, dass Mietern im Westen jährlich die Wohnungen gekündigt werden. Wir waren damals so in das Gespräch vertieft, dass uns allen nicht auffiel, wie die Lok und damit ihr Arbeitsplatz langsam weg rollte."
Bernd Schmidt (Göttingen)