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DDR-Flüchtlinge im Malteser-Lager, Budapest, 10. September 1989: Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes [63/66]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

10. bis 24. September 1989
Ungarn, Budapest, Malteser-Lager Zugliget-Kirche
Urheber: Archiv Wolfgang Wagner

Lizenztyp: Creative Commons License

Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes im Flüchtlingslager an der Zugliget-Kirche in Budapest; am 27. August 1989 beginnt ein Großeinsatz des Malteser Hilfsdienstes in Ungarn: "10 000 Flüchtlinge aus der DDR werden in drei Lagern betreut, ehe sie in die alte Bundesrepublik ausreisen dürfen." (Malteser Hilfsdienst, Erzdiözese München und Freising: Chronik 1955-2005, Stand 23. April 2009)

Abgebildet

Lager (Quartier), Logo, Mehrere Personen, Sitzbank, Zelt

Kontext

Ausreisewelle, Botschaft (Diplomatie), Feier, Fernsehen, Flüchtling, Freude, Kirche (Bauwerk), Lager (Quartier), Menschenmenge, Omnibus, Presse

Personen/Organisationen

Malteser Hilfsdienst

Orte

Zugliget-Kirche

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Am Sonntag, den 27. August 1989 setzten sich im Auftrag des Auslandsdienstes des Malteser Hilfsdienstes Deutschland (MHD) Dr. Matthias Neumayer als Arzt, Andreas Wildfeuer als Rettungssanitäter, Georg Lengerke, Peter Grammelsbacher und Wolfgang Wagner von München aus in Richtung Budapest in Bewegung.

Nach einer zehnstündigen Autofahrt erreichten wir das Malteser-Lager an der Zugliget-Kirche. Nach einer kurzen Information über den Betreuungsdienst durch die damaligen Einsatzleiter, Herrn Mierse und Herrn Triller, wurden wir ins acht Kilometer entfernte 'Lager 2', das sogenannte Pionierlager Csillebérc gebracht. Dort waren zu diesem Zeitpunkt 800 Personen untergebracht. Das Lager glich einem riesengroßen Campingplatz mit festinstallierten Toilettengebäuden, einem Selbstbedienungsrestaurant mit zwei Speisesälen und festen Unterkünften in Form von Bungalows. Außerdem befanden sich dort etwa 20 Katastrophenschutzzelte. Unsere Tätigkeit bestand überwiegend darin, den täglich zwischen 300 bis 500 neu ankommenden Flüchtlingen eine Unterkunft zu geben. […] Es war jeden Abend ein Kampf, auch für den Letzten noch eine Schlafmöglichkeit zu schaffen. Es gab Tage, da hatten wir um 23 Uhr nicht eine Wolldecke und nicht eine Luftmatratze mehr zur Verfügung.

Nach vier Tagen Dienst im 'Lager 2' befanden sich dort circa 2 000 Personen. […] Als wir von der deutschen Botschaft die Nachricht erhielten, dass am Sonntag, den 10. September 1989 um 19.20 Uhr vom ungarischen Außenminister Gyula Horn eine Erklärung abgegeben werden sollte, installierten wir auf einer kleinen Anhöhe, auf einem Biertisch, ein Fernsehgerät. Die zu diesem Zeitpunkt im Lager anwesende Baronin Boeselager, übersetzte die Fernsehübertragung mittels Mikro und Lautsprecher vom Ungarischen ins Deutsche. Damit die freudige Aufnahme dieser Erklärung auch dokumentarisch festgehalten werden konnte, erlaubte ich der Presse erstmals, unser Lager zu betreten und sich rechts und links vom Fernseher zu postieren. Somit konnte, wieder mittels Fernsehen, die überschwängliche Freude in alle Welt übermittelt werden. In dieser Nacht wurde im Lager der Beginn eines neuen Lebens gefeiert. […] Am Montag fuhren dann gegen 14.00 Uhr neun Reisebusse aus Wien vor, die den ersten Konvoi in Richtung Bundesrepublik bildeten. Dann kamen täglich circa sieben Busse, um die Neuankömmlinge, die noch im Besitz eines DDR-Ausweises waren, nach Passau zu bringen.

(Leicht überarbeiteter Auszug aus dem Einsatzbericht des Verfassers für die Zeit vom 27.8.–24.9.89 über die Betreuung der DDR-Flüchtlinge in den Malteser-Lagern in Ungarn)"

Wolfgang Wagner (München)